Predigt Matthias Roth
Was heißt Gott begegnen?
Mit ihm Gemeinschaft haben, mit ihm reden, kommunizieren … beten.
Geht mein Gebetsleben in Ordnung, möchte ich mehr beten? Habe ich Probleme mit dem Beten, was hindert mich am Beten?

Probleme beim Beten

  • Gott weiß doch alles, warum muss ich ihm das ständig sagen
  • Ich kann Zeit für das Gebet nicht finden, Ablenkung im Alltag
  • Stimmungsabhängig
  • fällt schwer es als Gewohnheit zu übernehmen
  • es gibt so viele Enttäuschungen im Leben, man möchte nicht ständig jammern
  • Beten ist nicht mein Ding, ich packe lieber an
  • Ich habe Angst enttäuscht zu werden, Gott hat so viele Gebete von mir nicht erhört, ich will nicht nochmal enttäuscht werden. Deshalb halte ich den Ball flach
  • Ich bin so sehr unkonzentriert, nach kurzer Zeit driften meine Gedanken ab
  • Ich habe falsche Vorstellung von Gott. Ich sehe meinen Vater und übertrage dieses Bild auf Gott

Ich kann nicht in der Gruppe beten

  • Die andere beten alles weg in Gebetsgemeinschaften
  • Ich kann nicht die richtigen Worte finden, solche wohlen Formulierungen bekomme ich nie hin
  • Bei falschen Formulierungen blamiere ich mich
  • Ich weiß nicht, was ich sagen soll
  • Das Gebet wirkt so oft aufgesetzt
  • Ich habe Stimmen im Stimmen im Kopf, die es lächerlich machen, suggerieren wir uns nicht nur selber was ein?
  • Ich möchte meine Gedanken nicht vor anderen ausbreiten

Es gibt tausend Gründe nicht zu beten.
Wir wollen in der Predigtreihe versuchen Antworten zu finden, Mut zu machen.

Es geht nicht darum, dass wir als heilige Pflicht jetzt mehr beten müssen, sondern es soll Freude machen zu beten, so wie ich mit Freunden gern einen Schwatz halte, so persönlich, intim und ehrlich soll das Reden mit Gott sein.

  1. Was ist Gebet?

Wenn ein Mensch mit Gott redet, dann betet er. Das ist eigentlich schon alles. Dabei ist es völlig egal, wie viele Worte gesprochen werden. Selbst ein „Oh Gott, nein!“ oder „Danke Gott“ ist ein Gebet. Jeder kann Gott so ansprechen, wie ihm „der Schnabel gewachsen ist“. Du brauchst für das Gebet kein besonderes Vokabular oder wichtige Begriffe erlernen. Mit Gott darfst du in jeder Situation so reden, wie es dir gerade auf dem Herzen liegt – fröhlich, verzweifelt, traurig, wütend, glücklich …
Rede mit ihm einfach so, wie du mit deinem Freund oder deiner Familie redest.
Eine Aussage aus der Bibel verdeutlicht das:
„Der Herr ist denen nahe, die zu ihm beten und es ehrlich meinen.“ (Psalm 145 Vers 18)
Gebet, das nicht kommunikativ und nicht ehrlich ist, ist leere Religion.
Gebet ist, dass der liebende Vater seinem Kind zuhört und mit ihm spricht. Ohne Scheu darf ich alles sagen, darf meine Ängste und Wünsche äußern. Ich kann mir sicher sein, dass der Vater nur das Beste für mich will.
Lukas 11
10 Denn wer bittet, der bekommt. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet. 11 Welcher Vater würde seinem Sohn denn eine Schlange geben, wenn er ihn um einen Fisch bittet, 12 oder einen Skorpion, wenn er ein Ei haben möchte? 13 Wenn schon ihr hartherzigen Menschen euren Kindern Gutes gebt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel denen den Heiligen Geist schenken, die ihn darum bitten.“

Der Vater wird uns nur das schenken, was gut für uns ist.

 

  1. Die geistliche Dimension des Gebets

Warum fällt es mir so schwer zu beten?
In der unsichtbaren Welt spielen sich Machtkämpfe ab: Satan versucht mit allen Mitteln uns vom Gebet abzuhalten.
Beispiel Daniel 10,
12 „Hab keine Angst!“, ermutigte der Engel mich. „Du wolltest gern erkennen, was Gott tun will, und hast dich vor ihm gedemütigt. Schon an dem Tag, als du anfingst zu beten, hat er dich erhört. Darum bin ich nun zu dir gekommen. 13 Aber der Engelfürst des Perserreichs stellte sich mir entgegen und hielt mich einundzwanzig Tage lang auf.
Da geht etwas ab in der unsichtbaren Welt. Satan will unseren Glauben in Frage stellen. Er will die Kommunikation mit Gott verhindern, er will dass wir alle guten Gebetserfahrungen vergessen. Wir können das doch auch alles aus eigener Kraft tun.
Satan sagt zu seinen Unterteufeln: Wetten, dass die EFG Güldene Pforte nie eine Erweckung erlebt, weil sie sich gar nicht einig werden was sie wollen und gar nicht dafür beten.
Wenn es uns aus unergründlichen Gründen schwer fällt zu beten, sollten wir wissen, dass es dem Satan nur Recht so ist.

  1. Gott als Gebetsautomat

Bei der Vorbereitung dieser Predigt habe ich im Internet recherchiert. Da habe ich auch ein Forum gefunden, in dem man sich über Gebetserhörungen austauscht. Eigentlich eine gute Sache, aber es gibt auch viele Stilblüten:
Sandro aus einem Gebetsforum: Also, es waren sehr nasse und regnerische Tage und was musste ich machen ? natürlich arbeiten( Pizza ausfahren). Und es hat immer so komisch geregnet, das heißt volle Kanne wirklich wie aus Eimern und es sah auch nie danach aus als ob es aufhören würde ( so schnell ) Naja egal.. weiter. Ich musste also Pizza ausfahren und es hat geregnet und ich hab ja zum Glück im Auto immer zeit zu beten und ich hab einfach gebetet,  dass Gott, wenn es geht, mich nicht sooo nass werden lässt, denn mir war ja klar das ich nass werde, bei so einem Regen! Also hab ich die ganze zeit vor jeder neuen Tür gebetet und was glaubt Ihr???? ICH BIN KEIN EINZIGES mal nass geworden !!!! Echt ohne Witz und es hat geschüttet immer ! Ich bin losgefahren und es hat wie verrückt geregnet und wenn ich dann immer das richtige Haus gefunden hatte und bevor ich ausgestiegen bin hat es immer !! Ich schwöre immer aufgehört zu regnen !! Die anderen Pizzafahrer waren voll nass und ich KEIN bisschen !!!! Dank sei Gott !
Wie lange wird es dauern, bis Sandro dann doch einmal im Regen steht? Als ich die vielen weiteren enthusiastischen Berichte gelesen habe, wurde es mir mulmig.
Wenn ihr mit mir vereint bleibt und meine Worte in euch lebendig sind, könnt ihr den Vater um alles bitten, was ihr wollt, und ihr werdet es bekommen. Joh 15,7
Um alles bitten, was ihr wollt, und ihr werdet es bekommen. Welche Gedanken und Empfindungen löst diese Zusage Jesu bei uns aus? Habe ich immer bekommen, was ich wollte? Werde ich es noch bekommen wenn ich geduldig weiter bete?
Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Lk 11, 9-10
Das klingt doch nach einem Blanko-Scheck in Sachen Gebet, oder? Ohne jede Einschränkung, ohne wenn und aber spricht Jesus darüber, das Gott unsere Gebete erhört. Bittet, so wird euch gegeben!
Wenn wir jetzt eine kleine Runde mit Erfahrungsberichten starten würden, könnten sicher unzählige von uns viele Beispiele erzählen:
Ja, so hab ich das erlebt: Gott lässt sich bitten! Er hat meine Gebete erhört! Das ist super, es gibt direkte Gebetserhörungen.
Solche Erfahrungen erzählen wir wahrscheinlich viel zu wenig! In unserem Tiefgängertreffen tauschen wir uns darüber aus…
Heute morgen möchte ich aber bewusst andere Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen. Erfahrungen, die wir eben auch machen, das nämlich Gebete augenscheinlich nicht erhört werden.

  1. Gebete bleiben unerhört…

Ich finde es gut, dass wir in der uns in der nächsten Zeit intensiv mit Gebet beschäftigen wollen. Als wir als Gemeinde vor einiger Zeit eine intensive Gebetszeit, eine Gebetsnacht hatten, habe ich eine besondere Erfahrung gemacht. Ich saß da – Stille – und ich wollte beten, ich hätte es auch tun können, aber ich merkte es wäre nicht tief gewesen, es wäre nur eine Pflichtübung gewesen, oberflächlich alles abgespult… Ich versuchte in mich hineinzuhören und merkte, dass ein Groll da war, ein Groll auf Gott, weil er meine Gebete nicht erhört hat. Es war schon eine ganze Weile her, dass ich ganz intensiv für einen Menschen gebetet habe,  gefleht, geschrien zu Gott, damit dieser Mensch gesund wird. Ich hatte auch den Mut ganz fest daran zu glauben und ich war überzeugt, dass Gott sich darin verherrlichen wird. Aber Gott tat es nicht, dieser Mensch ist gestorben, deswegen hatte ich einen Groll, war sauer und enttäuscht. Ich habe diese Stunde genutzt, meinen ganzen Frust raus zulassen, Gott die Meinung zu sagen, mein Unverständnis und Ärger. Mir tat es gut, es hat mich befreit und Gott hat es ertragen.

Bilder aus dem Leben:

Ein liebgewordener Mensch stirbt – trotz unzähliger Gebete um Rettung. Wir haben das ein paar Mal erfahren müssen.
Ein grausamer Krieg wie immer im Nahen Osten und Terror scheinen unaufhaltsam zu sein – trotz aller flehenden Hilfeschreie in Richtung Himmel.
Eine Ehe scheitert – trotz hoffnungsvoller Gebete um ein Perspektive.
Sie sind noch so jung, wer kann das verstehen?
Die Eltern eines an Leukämie gestorbenen Kindes haben nichts davon, dass irgendwo anders ein solches Kind wieder gesund wurde.
Muss ich weitere Beispiele aufzählen? Ich glaube nicht.
Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.
Wie passt das mit den genannten Erfahrungen zusammen?
Natürlich gibt es unzählige Versuche, mit unerhörten Gebeten umzugehen.
Verdrängen, z.B.: Wenn etwas so eintritt, wie gewünscht, dann ist es eine Gebetserhörung. Wenn nicht – ja, dann am besten gar nicht weiter darüber nachdenken…
Aber verdrängen und irgendwie einfach über solche Erfahrungen hinweg jubeln, und sich der Wirklichkeit nicht zu stellen, das hilft nicht weiter.
Aber es ist mit Sicherheit so, dass für viele Menschen nicht erhörtes Gebet eine Barriere ist, die jedes Bedürfnis nach dem Zusammensein mit Gott blockiert.
In vielen Büchern über das Gebet kann man lesen: „Gott beantwortet alle unsere Gebete, aber manchmal ist die Antwort ,Nein‘.“ Ich lese diesen Satz und muss an liebe Freunde und Bekannte denken, die dieses „Nein“ erfahren haben. Warum? Haben sie nicht richtig gebetet?
Ich kenne auch viele zermürbende Versuche, die Ursache für unerhörte Gebete bei sich selbst zu suchen: Vielleicht habe ich nicht genug gebetet, nicht richtig gebetet. Vielleicht habe ich, nicht genug geglaubt und beim Beten gezweifelt.
Aber: ist es nicht gerade der kleine Senfkornglaube, ist es nicht gerade der kleine Glaube an den großen Gott, dem alle Verheißungen gelten? Widerspricht es nicht dem schlichten, kindlichen Vertrauen, „richtig“ beten zu müssen, noch mehr beten zu müssen, ja nichts falsch zu machen? Müssen wir Gott denn erst gnädig stimmen?
Es gibt viele Antworten, die sehr fromm klingen und die gerne zitiert werden, wenn es um unerhörte Gebete geht. Wenn’s anders kommt, als wir bitten, kommt es besser! Stimmt das? Kommt es immer besser? –
Oder: Gott erfüllt nicht all unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen! Aber was ist dann mit dieser Verheißung: „Bittet, so wird euch gegeben…“? Solche Antworten sind sicher gut gemeint. Für meinen Teil muss ich aber sagen: Es gab und gibt Situationen, da bleiben mir diese gut gemeinten Sätze buchstäblich im Hals stecken. Wenn ich ehrlich bin, habe ich oft nur eine einzige Antwort auf die Frage: Warum hat Gott mein, warum hat Gott unser Gebet nicht erhört?
Die Antwort lautet ebenso einfach wie klar: Ich weiß es nicht!
So unbefriedigend das oft sein mag: Es ist schlicht und einfach die Wahrheit!
Ja – es ist so: Ich habe noch sehr viele Fragen! Auch Fragen wie: Warum greift Gott nicht ein – zur Not auch ganz anders, als ich das erhofft habe? Warum ist die Situation nach allem, was sichtbar ist, einfach nur sinnlos – jedenfalls jetzt im Augenblick?
Mich persönlich tröstet es ungemein, dass Jesus einmal von dem Tag gesprochen hat, an dem wir ihn nichts mehr fragen werden (Joh 16,23). Unsere Fragen werden geklärt sein, unsere Tränen werden abgewischt sein. Dieser Tag ist offensichtlich noch nicht da. Das bedeutet: bis dahin werde ich Fragen haben – und darf übrigens auch Fragen haben! Ich muss mit diesen Fragen leben.
Ich möchte Mut machen, ehrlich zu sein. Ich möchte Mut machen, dass wir es Gott ehrlich sagen, dass wir ihn nicht verstehen. Ich möchte Mut machen, dass wir nicht heucheln und uns und anderen etwas vor machen.
Zurück zu meinem Erlebnis: Als ich meinen ganzen Groll gegenüber Gott raus gelassen hatte, bekam ich eine neue Sicht. Ich sah mich als Kind Gottes, das sauer ist, weil sein Vater ihm nicht alle Wünsche erfüllt. Ich musste mich an meine eigenen Kinder erinnern. Wie oft haben die Wünsche an mich, die ich nicht erfüllen kann, aus den verschiedensten Gründen. Aber niemals kämen sie auf die Idee mit ihren Wünschen auf zu hören, sauer zu sein, weil ich einen Wunsch nicht erfüllt habe. Es dauert nicht lange kommen sie mit einem anderen Wunsch. Wenn sie lange genug dran bleiben, wenn ich merke, dass es ihnen wichtig ist, wenn es gut für sie ist, dann erfülle ich diesen Wunsch. Wenn ich den Wunsch nicht erfülle… sie machen weiter….
Ich frage mich manchmal, was bin ich eigentlich für ein Kind Gottes, wenn ich gleich beleidigt und eingeschnappt bin, wenn mir Gott einen Wunsch nicht erfüllt. Also, ich soll auch weiter machen, dran bleiben und den Papa bitten. Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf und ich merkte, dass Gott mich doch erhört hat. Der Mensch ist zwar nicht gesund geworden, aber in meiner Einstellung hat sich etwas geändert. Vater, du hast mein Gebet nicht so erhört, wie ich es mir gewünscht habe, möchtest du mir dadurch etwas anderes zeigen?
Es gibt die einfache direkte Gebetserhörung, wir bitten und Gott erhört. Es gibt aber auch eine indirekte Gebetserhörung, eine neue Erkenntnis, eine neue Sicht für einen neuen Weg und damit eine neue Lebenserfahrung. Das ist auch eine Gebetserhörung. Diese ist oftmals sogar viel intensiver, tiefer, vielleicht mit Schmerzen verbunden, aber deswegen auch eindrücklicher und nachhaltiger, weil sie unser Leben ändert.

  1. Gebete sind unerhört

Ein Grund, warum Gebete unerhört bleiben: weil sie unerhört sind! Klipp und klar steht in Jak 4,3: Wenn ihr freilich Gott nur darum bittet, eure selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen, wird er euch nichts geben. Egoistische Motive
Gebete, um die unersättliche Genusssucht zu befriedigen – das gibts! Es gibt bis heute das sogenannte „Wohlstandsevangeliums“. Die Grundhaltung dieser Christen kann man schön mit dem Satz veranschaulichen: Du bist selbst schuld, wenn Du noch einen alten Kleinwagenfährst! Warum bittest Du Gott nicht um etwas aus der S-Klasse oder 7er-Reihe? Dasselbe gilt im Blick auf Krankheiten und Schmerzen: kann man alles wegbeten!
Jesus spricht jedenfalls nicht von einem erfolgreichen und gesunden Leben für die, die ihm nachfolgen. Manche Gebete werden schlicht deswegen nicht erhört, weil sie unseriös oder albern sind. Der Satz „Herr, bitte gib, dass es bei dem Fußballspiel nicht regnet“ ist eine Karikatur des Gebets, vor allem dann, wenn womöglich gleichzeitig die Bauern um Regen bitten. Das Stoßgebet vor der Prüfung „Lieber Herr Jesus, gib, dass ich eine Eins kriege“ wird kaum etwas bringen, wenn der Student stinkfaul war und kein Kettenraucher hat das Recht, Gott zu bitten, ihn vor Lungenkrebs zu bewahren.
Im Neuen Testament erfahren wir von mehreren deplatzierten Bitten an Jesus. Auf dem Berg der Verklärung bittet ein begeisterter Petrus Jesus um die Erlaubnis, drei Hütten zu bauen, für ihn, Mose und Elia. Jakobus und Johannes lassen Jesus über ihre ehrgeizige Mutter bitten, ihnen in seinem Reich die Ehrenplätze zu reservieren. „Ihr wisst nicht, was ihr bittet“, antwortete Jesus ihnen (Matthäus 20,22). Bestimmt hat er den Kopf geschüttelt, wie gründlich sie seine Botschaft missverstanden hatten. Dieselben Jünger wollten ein widerspenstiges samaritisches Dorf am liebsten mit Feuer vom Himmel vernichten (Lukas 9,54). Petrus wurde von Jesus scharf zurechtgewiesen, als er ihn von seinem Leidensweg abbringen wollte. Jesus führ ihn an: „Geh weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist“     (Matthäus 16,23). Dieser Satz legt das Kernproblem falscher Gebete offen: Sie dienen nur dem Ich des Beters und stimmen nicht mit Gottes Wesen überein. Interessant ist aber, obwohl Jesus ihr Gebet nicht direkt erhört hat, diese schlechte Erfahrung hat sie weiter gebracht, hat sie dazu gebracht umzudenken, vielleicht schmerzvoll eine Lebenserfahrung machen müssen. Es waren indirekte Gebetserhörungen, die sie in ihrem Leben weiter gebracht haben.
Blockaden durch Schuld
Es kommt auch vor, dass das Gebet selber in Ordnung ist, nicht jedoch der Beter. Die Bibel gibt uns auch dafür Beispiele. Bei Adam und Eva wurde das Gespräch mit Gott durch ihren Ungehorsam blockiert – so stark, dass Gott sie buchstäblich suchen gehen musste. In Psalm 51 ringt David darum, nach seinen Sünden wieder zur Gemeinschaft mit Gott zurückzufinden. Manchmal zerstören Sünden die Kommunikation mit Gott. Wohl keiner hat diese Wahrheit deutlicher ausgedrückt als der Prophet Jesaja, als er diese Worte Gottes weitergab: „Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut.“ (Jesaja 1,15)
Kommunikationsstörungen. Hier sagt Gott klipp und klar, dass nicht nur unser persönlicher geistlicher Zustand, sondern auch unser Verhalten gegenüber den Mitmenschen sehr direkte Auswirkungen darauf hat, ob unsere Gebete erhört werden. Andere Propheten, wie Maleachi, werden noch konkreter. Wer seine Angestellten zu Hungerlöhnen arbeiten lässt, durch Ehebruch oder Scheidung sein Traugelübde bricht, Fremde unterdrückt, den Hungrigen nichts zu essen oder den Obdachlosen keine Bleibe gibt, riskiert es, dass Gott sich die Ohren zuhält, wenn er betet. Petrus ruft die christlichen Ehemänner dazu auf, ihre Frauen zuvorkommend zu behandeln, denn „euer gemeinsames Gebet soll nicht behindert werden“ (1. Petrus 3,7). Unser soziales und familiäres Verhalten hat direkte Auswirkungen auf unser Gebetsleben. Das Beten ist Gemeinschaft mit Gott. Eine enge Gemeinschaft zu einem Menschen wird durch die Art, wie wir leben, beeinflusst, wie viel mehr dann unsere Beziehung zu Gott! Ob Gott meine Gebete annimmt, hängt zumindest teilweise damit zusammen, wie ich mit seinen Geschöpfen umgehe. Aber wenn wir merken, dass wir schief liegen, Gott möchte uns vergeben und einen Neuanfang schenken.
Misstrauen und Erwartungslosigkeit
Oftmals beten wir sehr unkonkret, vielleicht weil wir uns nicht trauen unseren Wunsch zu sagen vielleicht weil wir Angst haben, dass Gott den konkreten Wunsch nicht erhört. Ein unkonkretes Gebet wird aber nie eine konkrete Gebetserhörung haben. Jesus fragt in einigen Begegnungen ausdrücklich nach: Was willst du? Willst du gesund werden? Oder den blinden Schreihals Bartimäus fragt er: Was willst du, dass ich dir tun soll? Und der antwortet: Ich will wieder sehen können! Erst darauf hin heilt Jesus diesen Mann. ott kann unsere Gebete nur erhören, wenn sie konkret sind, wir sollen unseren eigenen Wunsch und Willen haben und formulieren. Bei Jesus lerne ich, dass wir nicht nur einen eigenen Willen haben dürfen – wir dürfen ihn auch vor Gott aussprechen: Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst! Jesus sagt, was er will. Das ist ja auch überhaupt erst die Vorraussetzung dafür, sagen können: Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe. Jesus fügt sich buchstäblich nicht willenlos in Gottes Willen ein. Wo kein eigener Wille ist, kann man ihn zwangsläufig auch nicht unterordnen. Wer immer nur willenlos betet: Dein Wille geschehe! Dein Wille geschehe! der kann doch eigentlich auch gleich beten: es kommt ja doch alles, wie es kommen muss! Amen! – oder? Das ist der Glaube an einen unpersönlichen Schicksalsgott.
Unsere begrenzte Macht
Dann gibt es Gebete, die Gott einfach nicht erhören kann. Wenn zehn Personen sich um die gleiche Arbeitsstelle bewerben, werden neun damit leben müssen, dass ihr Gebet nicht erhört worden ist. Wenn Gott jedes Gebet erhörte, würde er praktisch abdanken und die Weltregierung in unsere Hände legen. Die Geschichte zeigt überdeutlich, wie wir mit der begrenzten Macht, die Gott uns gegeben hat, umgegangen sind: Wir haben Kriege geführt und die Welt kaputt gemacht. Was würde wohl geschehen, wenn Gott uns einen automatischen Zugang zu seiner übernatürlichen Macht geben würde? Was würden wir dann erst anrichten auf diesem Planeten? Wenn Gott jedes Gebet erhörte, würde keiner von uns mehr krank werden und keiner sterben. Das klingt sicher sehr unpersönlich, aber es ist ein von Gott gegebenes Naturgesetz, dass wir alle altern und sterben. Nichts ist sicherer, als dass jeder von uns sterben muss. Warum sollte es ausgerechnet in meinem Fall eine Ausnahme geben?
Das waren unerhörte Gebete. Dabei wollen wir nicht stehen bleiben, denn er hört Gebete.

  1. und er hört Gebete

 

Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet! (Jak 4,2)
Das „Nicht-bitten“ ist eine Hauptursache dafür, dass sich nichts rührt! Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet… Es gibt Menschen, die sind so bescheiden, dass sie Gott nicht bitten mögen. So, wie der zweite Sohn im Gleichnis von den beiden Söhnen und dem liebenden Vater. Der schmollt: „Mir hast Du noch nie einen Ziegenbock zum Feiern gegeben!“ – aber er hat auch noch nie darum gebeten! Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet. – Gott will, dass wir ihm konkret sagen, was wir wollen und was wir brauchen – obwohl er es längst weiß!Aber er will es offenbar von uns hören! Gott will, dass wir zu ihm beten! Betet ohne Unterlass.
Bekenne einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand gutes Muts, der singe Psalmen. Ist jemand krank, der rufe zu sich die Ältesten von der Gemeinde, dass sie über ihm beten und salben ihn mit Öl in dem Namen des Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet. Gott will, dass wir zu ihm beten!
Es gibt massenweise Verheißungen für das Gebet, und doch haben wir Probleme konkret zu beten, aus Angst, dass Gott unser Gebet nicht erhört und wir enttäuscht werden. Vielleicht sind wir schon so oft enttäuscht worden, wollen uns das nicht mehr antun…
Jesus nahm mal ein Kind, stellte es in die Mitte und sagte: Werdet wie die Kinder. Was meinte er damit?
Als unser Sohn noch ein Kind war und sein Geburtstag nahte: Mindestens ¼ Jahr vorher fängt er an und äußert Geburtstagswünsche, jede Woche einen anderen. Er wird nicht müde dabei, obwohl ihm klar ist, dass er nicht  alles bekommen kann. Und er wird natürlich nicht alles bekommen, aber deswegen ist er nicht maßlos enttäuscht, aber deswegen wird er nicht aufhören neue Wünsche zu äußern, aber deswegen wird er nicht anfangen an der Liebe des Vaters zu ihm zu zweifeln. Kinder schaffen das. Warum tun wir uns nur so schwer?

Keine Patentrezepte

Doch am Ende dieser Betrachtungen bleibt die Erkenntnis: Es gibt beim Beten keine Patentrezepte, kein „Bring dein Leben in Ordnung, sag die richtigen Worte, und du kriegst das, was du willst.“ Ein erhörtes Gebet wird immer ein Wunder bleiben und das soll es auch sein. Es gibt kein Recht auf Gebetserhörung. Ein erhörtes Gebet wird für uns nie berechenbar sein, noch sich statistisch nachweisen lassen. Ein erhörtes Gebet ist immer ein besonderes Geschenk des Vaters an sein Kind.
Lasst uns das festhalten,

  • Du bist ein Kind des Vaters, sage ihm was du willst.
  • Wir sind Kinder und haben ein Recht darauf.
  • Wir können mit unseren Wünschen dem Papa eine Blase ans Ohr beten.
  • Er freut sich darüber und er will uns beschenken.
  • Weil er uns lieb hat, können wir uns darauf verlassen, dass er uns nur das Gute gibt.

Amen

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